Newsletter, September 2019
Liebe Freunde und Freundinnen von Gemeinwohlwohnen!
Habt ihr sie schon gesehen die neue Werbekampagne vom Ministerium für Arbeit und Soziales? „Engagier dich!“ fordert da eine Frau mit Kettensäge in der Hand „Leiste mit deinem ehrenamtlichen Engagement einen Beitrag für eine bessere Gesellschaft.“ Mich macht das Plakat wütend: immer mehr Menschen rennen immer schneller in einem Hamsterrad aus Arbeit und Konsum unter der Woche – und am Wochenende Party und Selbstfindungs-Hobbys zum Stressausgleich. Immer mehr Menschen arbeiten neben der Lohnarbeit zusätzlich noch Ehrenamtlich. Immer mehr Menschen denken Sie machen nicht genug, sie seien nicht genug. Und dennoch wird die Situation insbesondere der Alten, der Behinderten, der Alleinerziehenden, der Geringverdiener, der Migrantinnen nicht besser, sondern im Gegenteil in den meisten Bereichen sogar schlechter. Was wächst sind die Beschäftigungszahlen, das deutsche Bruttoinlandsprodukt und die Löhne der Spitzenverdiener – wie schön für die ehrenamtlich engagierten Menschen. [siehe Armutsbericht des Paritätischen und Armut und Reichtumsbericht des BMAS]
Über Gemeinwohlwohnen bin ich mit vielen zivilgesellschaftlichen Initiativen ins Gespräch gekommen und mir scheint es, als gibt es eine Entwicklung, die nahezu alle kleineren Initiativen/Vereine/Kollektive betrifft: die bürokratischen Richtlinien und der damit verbundene Zeitaufwand wird immer größer, während es gleichzeitig immer schwieriger wird Ehrenamtliche zu finden, die sich langfristig und verbindlich für eine Sache einsetzen. Beide Entwicklungen sind ernst zunehmende Probleme der Zivilgesellschaft und vermutlich hat das Ministerium für Arbeit und Soziales das auch erkannt und nun eine entsprechende Werbekampagne gestartet. Gut gemeint, schlecht gedacht – oder glauben die Macher der Kampagne wirklich, dass noch mehr Werbung die Menschen aus Ihrem Hamsterrad befreit?
Offenes Gemeinwohl-Treffen: Am 16. September um 18:00 Uhr findet in der Fritz-Winter-Straße 12 unser nächstes für alle Menschen offenes Treffen statt. Nehmt euch die Zeit mal aus dem Hamsterrad heraus zu steigen, traut euch vorbeizukommen (ja, wir sind nett!) und bis bald.
WOHN:SINN Zukunftstage: Vom 16. bis zum 18. Oktober finden in Bremen die Zukunftstage des neu gegründeten Bündnis für inklusives wohnen statt. Hier werden Weichen gestellt für die zukünftige Arbeit des Bündnisses. Wir sind natürlich dabei und freuen uns, wenn Ihr Anregungen oder Themen habt für die Zukunftstage. Falls euch etwas auf dem Herzen liegt, schreibt es uns gerne per Mail oder kommt bei unserem offenen Treffen vorbei.
Wohnraum für inklusive Wohnkonzepte: vor einigen Wochen haben wir von einer privaten Vermieterin Wohnraum angeboten bekommen für die Umsetzung eines inklusiven Wohnkonzeptes. Leider ist die Wohnung nicht rollstuhlgerecht und mit 2600 € für vier Personen relativ teuer. Die Wohnung wäre geeignet, um eine Wohngemeinschaft zu starten für Menschen mit und ohne Behinderung, bei denen keiner auf einen Rollstuhl angewiesen ist.
Bitte schreibt uns, falls ihr entsprechenden Wohnraum suchen oder natürlich auch, wenn ihr selber Vermieter seid und vielleicht für ein inklusives Wohnkonzept Wohnraum anbieten möchtet.
Herzliche Grüße
Samuel Flach