GemeinWohlWohnen e.V.

Veranstaltung „Die Zukunft des Zusammenleben?“

Kaum hat unser Organisationsteam um 15:00 Uhr das Kuchenbuffet hergerichtet – die Bands waren noch nicht mal mit dem Soundcheck fertig – füllen sich schon die beiden Räume des Eine-Welt-Haus. Jetzt heißt es: ran an den leckeren, selbstgemachten Kuchen, denn schon eine halbe Stunde später beginnen unsere drei Workshops.

Bei „Perspektivenwechsel“ erarbeiten die Teilnehmenden in Kleingruppen ihre eigenen Traum-Wohnprojekte; in „Zusammenleben“ wird diskutiert, wie im Leben miteinander ein Gleichgewicht zwischen kollektiven und individuellen Bedürfnissen hergestellt werden kann. Im Foyer werden währenddessen die Neu-Ankommenden von den Rhythmen und Klängen unseres inklusiven Musik-Workshops empfangen.

Nach den Workshops können die Teilnehmer*innen an unserem griechisch-mexikanisch-bayerischen Buffet neue Energie tanken. Die Schlange geht vom Foyer bis in den Saal und kaum haben alle Essen auf ihren Teller, erklingt Geigen-, Cello- und Klaviermusik von der Bühne des großen Saales. Begleitet von einem Kammerorchester spielt Opera Momento das Stück „The Telephone“ und erzählt dabei, wie heutzutage ein Heiratsantrag misslingen kann: nicht ein unbekannter Lover, sondern das Handy funkt dazwischen.

Als der Vortrag über das Wohnkonzept und die Pläne von Gemeinwohlwohnen beginnt, ist der Saal
voll. „Kein Mensch kann auf ein Pflegestandard reduziert werden – bei uns wird Pflege zu einem normalen Teil des Zusammenlebens, den die Bewohner mit Behinderung selbst koordinieren.“, fasst der Krankenpfleger und Vorstand Taron
Geißler unser Pflegekonzept zusammen und Samuel Flach fügt hinzu „jeder Mensch will nicht nur nehmen, sondern auch geben – dies gilt auch für Menschen mit Behinderung, Flüchtlinge oder Sozialhilfeempfänger. Ein Gleichgewicht aus Geben und Nehmen ist eine Voraussetzung für ein würdevolles Leben. Dieser Wert steht im Mittelpunkt unseres Wohnprojektes.“

Wer im Anschluss an den Vortrag über Gemeinwohlwohnen noch zweifelt, dass ein solches Wohnprojekt tatsächlich bis 2021 in Haidhausen Realität wird, kann sich anschließend von dem Vortrag von Tobias, Sozialunternehmer und Entwickler der Internetplattform Wohnsinn eines Besseren überzeugen lassen. Tobias präsentiert Beispiele von bereits existierenden inklusiven Wohngemeinschaften aus ganz Deutschland und erklärt, wie aus Wohnsinn ein nachhaltiges, soziales Unternehmen werden wird: durch die deutschlandweite Vernetzung und Auswertung verschiedenster Wohnkonzepte eignet sich Wohnsinn die Expertise für eine professionelle Beratung von Vereinen, Initiativen und Verbänden an, die neue Wohnprojekte gründen wollen.

Es dämmert bereits, als nach einer kurzen Pause mit Jazzmusik der letzte thematische Programmpunkt des Abends startet. Bei der Fishbowl-Diskussion „Die Zukunft des Zusammenlebens?“ sitzt das Publikum im Kreis, um ein Zentrum mit sechs Stühlen herum. In der Mitte sitzen Rudi Sack, Geschäftsführer von Gemeinsam Leben Lernen, Andrej Schindler von der Stiftung Trias, sowie Julia, Taron und Samuel vom Verein Gemeinwohlwohnen – ein Stuhl bleibt frei, auf ihn kann sich jeder Mensch setzen, der selber eine Antwort einbringen möchte. „Was sind Vorteile des individuellen Wohnens und was Vorteile des kollektiven Wohnens?“, „Wie gelingt es mir im Alltag die Bedürfnisse anderer Menschen mitzudenken?“,“ Wie ist eine nachhaltige und inklusive Finanzierung von Wohnraum möglich?“ und „Wie wird die Zukunft des Zusammenlebens aussehen, vor dem Hintergrund ökologischer Herausforderungen und zunehmenden Städtewachstums?“ Eine Stunde lang fesseln diese Fragen die Diskutierenden und das Publikum – draußen ist es längst dunkel.

Als schließlich die Band Vorteilspack mit ihrer träumerisch-verzaubernden Musik beginnt, ist es für
viele aus dem Organisationsteam der erste ruhige Moment. Bei einem Schluck Bier und einem Happen Essen klingt ein Tag aus, der hoffentlich viele Menschen begeistert und inspiriert hat. Ein Abend, der ohne die viele Hilfe zahlreicher ehrenamtlicher Unterstützer und Unterstützerinnen niemals möglich gewesen wäre…