Vereinstreffen & Update
Liebe Freundinnen und Freunde von Gemeinwohlwohnen,
schon über eineinhalb Jahre ist es her, als ich das erste Mal an einem Büro der Stadtverwaltung München klopfte, um begeistert unsere Idee vorzustellen: „ein interkulturelles und inklusives Wohnprojekt, dass allen ein Vorteil bietet: Behinderten, weil wir selbstbestimmte, würdevolle Pflege sicherstellen; Flüchtlingen und Migrant*innen, weil wir ein Nebenjob und alltägliches Deutschlernen anbieten; Geringverdiener*innen, weil bei uns die Miete so gering ist und – natürlich der Stadt, weil sie durch uns Verwaltungsaufwand und Geld sparen.“ Die Antwort, die ich damals bekam, sollte ich noch viele weitere Male zu hören bekommen. Sie besteht aus drei Teilen: 1.) „das ist wirklich ein schwieriges Thema, aber ihre Idee klingt toll“ 2.) „haben Sie denn schon mal mit der Pfennigparade/Caritas/Awo gesprochen, die haben doch auch Wohngruppen für Behinderte“ 3.) „ihr Anliegen ist ja schon sehr speziell, wir sind dafür leider nicht verantwortlich…“
Zugegeben, hätte ich damals geahnt wieviele E-Mails, Telefongespräche, Inklusionskonferenzen und Gespräche mit einem ewig gleichen Antwortschema auf mich zukommen werden – ich hätte jene erste Bürotür vermutlich nie geöffnet. Und doch bereue ich jetzt nichts. Denn noch häufiger als jene Antworten, die Verantwortung von sich weisen und auf den Status quo deuten, sind jene E-Mails und Gespräche in denen mir Menschen erzählen, wie entwürdigend und unangenehm das Wohnen in Behindertenheimen und Flüchtlingsunterkünften ist und das ein Projekt wie unseres dringend notwendig sei. „Habt ihr denn noch einen Platz in eurem Wohnprojekt frei?“, heißt es oft und ich antworte, „Vielleicht, in ein paar Jahren. Aber versprechen kann ich nichts.“, und füge in Gedanken hinzu, „es sei denn die deutsche Politik begreift endlich, dass Inklusion und Integration in Heimen nicht stattfindet.“
Schritt für Schritt bewegen wir uns weiter voran, angetrieben von guten Ratschlägen und aufmunternden Gesprächen, von Menschen, die mit ihrer Zeit und Unterstützung das Projekt ehrenamtlich voranbringen und natürlich von euren Spenden und Fördermitgliedschaften, die uns helfen unsere Ausgaben zu decken. Vielen Dank hierfür!
Bei unserem nächsten Vereinstreffen am 19. September um 19:00 Uhr in der Guardinistraße 90 bereiten wir uns auf den Preiswettbewerb „Münchner Lichtblicke“ vor, an dem wir am 11. Oktober teilnehmen werden.
Herzliche Grüße
Samuel Flach
P.S.: der etwas politischere Inhalt dieser Newsletter und die anstehenden Wahlen sind natürlich reiner Zufall 😉