Newsletter Dezember 2022
Liebe Freund*innen von Gemeinwohlwohnen,
zunächst einmal: vielen, vielen Dank! Unsere Infoveranstaltung „Zukunft des Zusammenlebens“ am 24. November ist – auch durch euch – ein voller Erfolg geworden. Wenn du Lust hast, einen Eindruck von der Veranstaltung zu bekommen, kannst du am Ende des Newsletter lesen, wie Rena (eine Besucherin der Veranstaltung) den Abend erlebt hat.
Am 24. November haben wir unser Projekt das erste Mal groß an die Öffentlichkeit getragen. Jetzt geht es für uns vor allem darum Geld zu sammeln. Den Eigenanteil von 950.000 € für unser Haus in der Metzgerstraße 5a in Haidhausen wollen wir durch Förderdarlehen, Bankkredite, Direktkredite und Einlagen finanzieren. Das ist eine Menge! Dementsprechend freuen wir uns sehr, dass bereits die ersten Absichtserklärungen von Menschen, die ihr Geld bei uns anlegen möchten, eingegangen sind.
Möchtest auch du uns finanziell unterstützen? Hier findest du alle weiteren Informationen: GWW_Absichtserklärung_Direktkredite.
Im November konnten wir zudem unseren neuen Flyer fertigstellen. Hier kannst du ihn dir digital anschauen: Gemeinwohlwohnen Flyer 2022
Ein weiterer Link, den wir mit Freude mit euch teilen, ist ein Artikel der Süddeutschen Zeitung über unser Hausprojekt: Wohnprojekt in München-Haidhausen: Mehr als nur ein Haus – München – SZ.de (sueddeutsche.de)
Wir möchten zudem ein Ausschreiben der Caritas an euch weiterleiten, die gerade nach neuen Bewohner*innen für eine inklusive WG sucht:
„Wir die Caritas sind am Start mit unserem neuen Projekt INKLUDO einer inklusiven WG in Laim/Kleinhadern und haben aktuell Plätze frei in einer sehr schönen hellen barrierefreien
Neubauwohnung mit ca 350qm. Wir suchen 5 nette, kontaktfreudige Menschen mit Behinderung, die gerne ihre erste bzw. eigene Wohnung beziehen und dort selbstbestimmt leben wollen in einer sich gegenseitig unterstützenden Wohngemeinschaft auf Augenhöhe. Zudem suchen wir 4 engagierte StudentenInnen, die gerne kostenfrei in unserer neuen
INKLUDO WG ein Zimmer bewohnen wollen, im Ausgleich dafür gerne Ihre MitbewohnerInnen im gemeinsamen Alltag, beim Kochen, Einkaufen und in der Freizeit 1 x pro Woche und 1 WE unterstützen wollen. Jeder WG-Bewohner gestaltet sein/ihr eigenes Zimmer selbst und entscheidet solidarisch über die Gestaltung der Gemeinschaftsräume und Aktivitäten innerhalb des WG-Lebens. Fachkräfte stehen euch vor Ort unterstützend mit Rat und Tat zur Seite und kümmern sich um ein möglichst gut gelingendes Zusammenleben. Lasst uns das Thema Inklusion neu leben und spannende Erfahrungen machen. Wenn DU DICH sofort angesprochen fühlst, dann sei gerne dabei und sende mir DEIN Motivationsschreiben möglichst bald an: und ich melde mich dann gleich bei DIR um DICH besser kennenzulernen. Ich freue mich schon jetzt auf EUCH Udi“
Ein persönlicher Eindruck von der Veranstaltung „Zukunft des Zusammenlebens“
Donnerstag, 24.11.2022, 18:30 Uhr
Gemeinwohlwohnen in der Metzgerstraße
Ich bin spät dran. Als ich den Saal der Drehleier betrete, sind schon alle Plätze belegt. Jemand sagt, dass es gleich los geht. Ich halte nach einem Sitzplatz Ausschau, gehe an der Seite nach Vorne und sehe mich suchend um. Eine junge Frau winkt mir, neben ihr ist noch ein Platz frei. Wie nett und aufmerksam, denke ich noch, nehme Platz und schon geht es los.
Eine Frau sitzt am Klavier und singt. Später erfahre ich, dass es die Opernsängerin Maria-José ist. Ein schöner Einstieg, in einen Abend, der mich berühren wird: Zu diesem Abend eingeladen haben Gemeinwohlwohnen e.V. und die Kooperative Großstadt eG, sie werden ihr solidarisches Wohnprojekt in der Metzgerstraße 5a vorstellen. Kurz vor der Veranstaltung gab es die Möglichkeit, das Grundstück in der Metzgerstaße zu besichtigen. Nach kurzen einführenden Worten von Alexander von Gemeinwohlwohnen und Holger Kiesel, Bayerns Beauftragten für Menschen mit Behinderung, stellt sich die Gruppe von Gemeinwohlwohnen selbst vor: eine bunte Gruppe von ganz einzigartigen Menschen. Sie erzählen von Ihrer Vision des Zusammenlebens in Haidhausen und wie sie zusammengefunden haben und sich organisieren. Teilweise sind sie die zukünftigen „Bewohnis“, teilweise arbeiten sie im Verein und teilweise suchen sie noch ihre Rolle. Die Menschen, die die Gruppe unterstützen werden liebevoll „Unterstützis“ genannt.
Das Mikrofon wird herumgereicht und die, die wollen, sagen etwas über sich. Da ist z.B. Flo, der beste Freund von Lorenz. Lorenz sitzt im Rollstuhl, ich verstehe ihn nicht so gut, aber irgendwie schwingt die Message trotzdem. Anna ist schon lange im Team und freut sich auf das Haus. Auch Julian, die mich zuvor neben sich auf den freien Platz gewunken hatte, steht nun vorne. Sie berichtet von ihren zwei Kindern, davon dass sie vor sieben Jahren aus Uganda geflüchtet ist und mit dem Verein eine neue Familie gefunden hat. Verena, Gary und Jakob sind Unterstützis, die schon fest eingebunden sind, aber ihre genaue Rolle noch suchen. Samuel, der im Rollstuhl sitzt, erzählt, wie er im neuen Viertel unterwegs war und auf eine Frau traf, die ihm ihren Döner vor die Füße warf und ihn anpöbelte: „Das werden ja immer mehr Behinderte hier!“ Als er an ihr vorbei gefahren war, dachte er grinsend bei sich: „Ja, das werden immer mehr! Wir bauen hier ein Haus.“ Er begleitet die Idee des Projekts von der ersten Stunde an. Gemeinsam mit Marie, berichtet er später über Gemeinwohlwohnen und deren Organisationsstruktur und die Gruppe an sich. Wie diese an Projekt-Wochenenden als Gruppe zusammenfindet und wie sie sich langsam überlegen wollen, wie sie den Kreis der Bewohnis ausdehnen werden. Für diesen Prozesse wollen sie sich Zeit lassen, erst im Kern zusammenwachsen. Dass dies bereits gelingt, wird deutlich, als Samuel die Menschen vorstellt, die an diesem Abend leider nicht dabei sein können. Auf diese Weise werden Erika, Jessica, Abdi und Nadifa als Teil der Gruppe spürbar.
Der Spirit der Gruppe liegt in der Luft: wie liebevoll und respektvoll alle miteinander umgehen, und ihre Vision eines gemeinsamen und inklusiven Wohnens leben. Das geht direkt ins Herz. Auch Markus, Christian und Gabi von der KooGro brennen für das Projekt. Sie sind Projektpartner für das Projekt in der Metzgerstraße, das bei ihnen den flotten Namen „Metso’Metso“ trägt. Es ist das dritte Projekt für die KooGro, die als Wohnbau-Genossenschaft mit innovativen Ideen und Konzepten Bewegung in die Stadt- und Wohnlandschaft der Landeshauptstadt bringt. In ihrem eigens entwickelten partizipativen Planungsprozess ‚OpenPlan – OpenDecision‘ erarbeiteten sie gemeinsam mit einem bunten Team aus Planer*innen aus den verschiedensten Bereichen und der Bewohnergruppe die Struktur und die Grundrisse des Hauses. Spannend klingt das und die gezeigten Bilder vermitteln, dass dabei auch ganz viel Spaß und Freude mit von der Partie waren.
In der späteren Fragerunde, die von einer jungen Frau, Maja, moderiert wird, wird klar, dass die Stimmung der Gruppe auf das Publikum übergeschwappt ist. Da ist eine der zukünftigen Nachbarinnen, die das Projekt und die Bewohnis willkommen heißt. Sie seien hier genau richtig und mitten drin, im Leben. Eine junge Frau hat zwar kein Geld, aber die Idee einer Benefizveranstaltung, sie könnte sich vorstellen, eine Tanzveranstaltung zu organisieren und die Einnahmen dann zu spenden. Ihre Tischnachbarin schließt sich an. Ja, da wäre ich auch gerne mit von der Partie, denke ich… Maja stellt in den Raum, dass es gerade die Zeit ist, die unser aller kostbarstes Gut ist und die hier gut gebraucht werden kann.
Ich muss leider los, die Fragerunde geht noch ein bisschen weiter. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das Programm so abendfüllend sein wird und bin noch verabredet. Aber die Worte von Maja und der Abend klingen noch nach…
Wir wünschen dir eine fröhliche und besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr!
Eure Gemeinwohlwohnis